Im Frühjahr 2006 besuchten wir auf einer Tour durch das Erzgebirge auch die Stadt Lengefeld und den VEB NARVA Leuchtenbau "Rosa Luxemburg" Lengefeld. Es handelte sich um einen großen Standort des Kombinates, der augenscheinlich stillgelegt war. Gespräche mit der Stadtverwaltung vermittelten uns den Kontakt zu einem mit dem Abriss beauftragten Unternehmen und wir bekamen die Möglichkeit, zwei Wochen vor Beginn des Abrisses, die Gebäude nach Resten der DDR-Technik zu durchkämmen. In einer etwas abseits stehenden Baracke fanden wir die Reste der Rechenstation, Räume mit Doppelboden, gigantische Papierstapel und die eine oder andere Diskette, weiterhin eine A5120-Tastatur, ein Bedienpaneel von Erfurt elektronik und ein paar Bauelemente. Unter einem ziemlich rottigen Haufen Papieren und Schrott fanden sich auch einige (scheinbar unbenutzte) K1600-Steckkarten. Wir vermuteten zu dieser Zeit, dass in diesem Betrieb Prozessautomatisierung oder sogar Rechnerintegrierte Fertigung gefahren wurde und brannten darauf, die großen Gebäude betreten zu dürfen. Das Ergebnis war etwas ernüchternd, zumal wir dort weit weniger Anzeichen des Einsatzes von Elektronik fanden oder die Spuren in den beräumten Räumen schon zu sehr verwischt waren. In einem Entwicklungsbüro stand ein zertrümmerter Bürocomputer EC1834 und ein recht gut erhaltener Plotter robotron REISS K6418, dazu noch ein Bildschirm alpha 1. In einer Raum fanden sich Überreste eines Fördersystems und ein DevilBiss Industrieroboter, welcher 1991 für knapp eine Viertelmillion D-Mark gekauft wurde. Die FH Merseburg nahm auf Anfrage, ob sie diesen für ihr Robotik-Labor gebrauchen könnte, eine abweisende Haltung ein und so dürfte er mittlerweile mitsamt den Trümmern des Gebäudes mit einem Kipper davongefahren worden sein.
Wir versuchten nach Kräften das Flair des Betriebes, nun in totem Zustand, in Bildern dokumentarisch einzufangen und entnahmen einer einsamen Kiste in einem Lager die letzte Flasche Löttinktur - die wird eine ganze Weile halten.
Bilder von NARVA