Manchmal kommt es vor, dass man eine hochinteressante Sache hat, ohne dass man es weiß. Vor zwei Tagen habe ich auf der Suche nach einem speziellen Steckverbinder einen großen Stapel Kisten durchkramt und stieß auf ein paar lose, ziemlich stark ramponierte Papierstücke. Scheinbar lagen sie die ganze Zeit in einem Ordner mit der Beschreibung zu TLC. Wie sich herausstellte, war es die ausgedruckte Variante der Anwender- Beschreibung einer Karte namens AMBE für den Bürocomputer EC 1834.
Die AMBE ist ein Interface zwischen dem Systembus des 16-Bit Personalcomputers robotron EC 1834 und einem CM 5300.01 Magnetbandlaufwerk. Kern ist ein Schaltkreis 8055 und ein 8053.
Nachdem ich mir das mehrseitige File durchgelesen hatte fing ich an, nach einer Karte zu suchen, die ich nach knapp 10 min in den Händen hielt. Es handelt sich um eine zweiseitig-ausgeführte Karte mit dem typischen EC1834-Busstecker in voller Baulänge. Sie war offensichtlich irgendwo labormäßig gefertigt und bestückt worden und sah auch schon etwas ramponiert aus. Diese Karte befand sich in einem Stapel Elektronik-Komponenten, die die digital AG 1998 oder 99 aus Beständen des VEB VOWETEX Plauen übernehmen konnten. Damals hatte sich ein ehemaliger Mitarbeiter auf unseren Beitrag im MDR Fernsehen bei "Mach Dich ran!" gemeldet. Es war eine der ersten längeren Fahrten, die ich mit dem frischen Führerschein absolvierte. An einem verregneten Vormittag trafen wir uns mit dem Herrn vor einem Gebäude, welches eigentlich wie ein konventionelles Wohnhaus aussah. Im Dachgeschoss gab es aber Räume, in denen ein Teil der Elektronikabteilung von VOWETEX gesessen hatte und in denen noch diverse Dinge standen.
Im Nachhinein kann man wirklich sagen, dass die recht modern ausgestattet waren. Unsere 1834 SCOM NIUs, die AC7150 NIU-Boxen sowie eine RAFS512 stammen aus diesen Räumen. Das Gebäude hat sich seither nicht verändert aber der Kontakt brach ab. Mit unserem heutigen Wissen könnte man unter Umständen in den alten Unterlagen vermutlich noch die eine oder andere Entdeckung machen. Vielleicht meldet sich ja noch einmal ein Mitarbeiten von VOWETEX, wenn er dies hier liest. Die Kontaktnummer muss bei dem Einbruch hier mitsamt den Festplatten verschwunden sein...
In der Dokumentation war die Rede von bestimmten Dateien, die essentieller Bestandteil dieser Ansteuerungslösung waren. Ein kurzer Blick auf die CDs, die Rüdiger von unseren ganzen Disketten erstellt hat, zeigte, dass wir eine Diskette mit allen genannten Softwarekomponenten besitzen. (siehe unten)
Das Schaltbild der Karte ist als ORCAD-Datei ebenfalls vorhanden und wir hoffen, dass wir es bald lesen können. Gelingt es, die Karte wieder in Betrieb zu nehmen, wäre es das erste Mal, dass wir mit einer alten Ansteuertechnik Magnetbänder verarbeiten können. Die CRC-Prüfung und das Initialisieren und Schreiben ist hier gut implementiert.
Die Karte war lange Zeit nicht zuordbar. Mehrfach war sie auf dem KC-Treffen dabei, aber keiner konnte etwas dazu sagen. Sie hat auch keine Nummer drauf, aber ein dickes "AMBE", welches man theoretisch hätte interpretieren können. Als Verbindungskabel kann das gleiche eingesetzt werden, welches bei der AMB K5025 benutzt wird.
Hätten wir Anfang 2007 diese Informationen bereits gefunden, wäre die Arbeit an der Ansteuerung des Magnet- Bandlaufwerkes mit einem ATmel-Controller bedeutend einfacher gewesen. So konnten wir aber tief in die Technik des Laufwerkes und der Struktur der Magnetbanddaten eintauchen und zeigen, dass wir eigenständig eine Leselösung realisieren konnten.
Disketteninhalt: