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SCOM-LAN

Die Entdeckung

Wie bei vielen unserer Projekte war am Anfang.... die Leiterkarte. Und mehr auch nicht. Erst mit der Zeit entdeckten wir, was wir eigentlich in den Händen hielten und wie man es benutzt.

Durch Zufall führte uns eine Industrie-Fototour im Dezember 2005 in ein verlassenes Gebäude des ehemaligen Baumaschinenwerkes in Halle. Nahezu alle Gebäude und Räume waren leergeräumt, mittlerweile wieder mit Hausmüll gefüllt und ausgebrannt gewesen und besaßen keine Fenster mehr. Vor einem mehrgeschossigen Gebäude lag ein Wrack eines robotron A5120 dem man ansah, dass er die vier Etagen in recht kurzer Zeit zurückgelegt hatte. Der Computer zeigte aber, dass die Richtung stimmte. In der dritten Etage, die man durch ein Treppenhaus ohne Geländer und mit zerbrochenen Stufen erreichte, gab es Räume, in denen einiges an Papier, Leporello und EDV-Wandverkleidungen lagen. Letztere waren von der Kabelmafia heruntergerissen worden und nun stachen einen bei jedem Schritt die Glasfasern der zerstörten Isolationselemente in der Nase.

HBM1 HBM2

In diesem Gebäude fanden wir die ersten Hinweise zu SCOM-LAN und die einzige, erhaltengebliebene Software dazu.


Unter dem ganzen Unrat fanden sich aber interessante Dinge: Mehrere Dutzend 5,25" Disketten, deren Beschriftung auf PC1715, A7150 und P8000 schließen ließen. Weiterhin fand sich eine graue Metallkiste in der Größe eines Caputher Telefonanlagentransformators, einige Dokumentationshefte zum P8000, ein Heft "Anwenderhandbuch SCOM-LAN" und eine Leiterkarte, die von den Abmessungen her der Schnittstellenerweiterung des PC1715 entsprach, allerdings seltsam bestückt war - unter anderem neben einer SIO und einer CTC mit zwei Relais!

Im Erdgeschoss lag noch ein P8000 Terminal, eine PC1715 Tastatur, ein SD1157 und ein PC1715 8" Floppy Beistellgerät.
Leider waren all diese Geräte stark mechanisch zerstört gewesen.

Die Analyse der geretteten Dinge und Unterlagen ergab, dass in dem Betrieb ein lokales Netzwerk namens SCOM-LAN eingesetzt wurde.

Ein Sichten unserer zuvor gehorteten Schätze ergab, dass wir bereits über einige Komponenten des SCOM-LAN verfügten. Sie stammten vom VEB VOWETEX Plauen, wo wir nach einem kurzen Auftritt im MDR-Fernsehen im Jahre 2000 einiges an Elektronik und Unterlagen abholen konnten. Unser robotron A5110, den wir vor einigen Jahren von unserem Hobbykollegen Axel Fischer aus Dummerstorf bei Rostock übernommen haben, besaß ebenfalls eine installierte (NANOS-)SCOM-LAN-NIU. 2008 Konnte der Kontakt zu einem der SCOM-LAN Entwickler in Rostock hergestellt werden. Freundlicherweise stellte er uns drei intelligente EC1834-NIUs, 2 LAN-BOXEN sowie einige Seiten mit Pascal-Quellcode des NIOS-Systems zur Verfügung. Im Februar 2013 erhielten wir von einem ehemaligen Robotron-Techniker aus Halle einen Koffer voller Ersatzteile - u.a. drei einfache PC1715-NIUs.

Drei beim VEB Baumaschinenkombinat Halle gefundene und schon recht schmutzige Disketten sollten bis heute das Einzige an Software sein, was wir zum Thema SCOM-LAN finden sollten!

Grundlagen

SCOM-LAN (Subcommunication Local Area Network) ist eine Entwicklung des Direktorates wissenschaftlicher Gerätebau und Rechentechnik der IH f. Seefahrt Rostock/Warnemünde. Nach erfolgreicher Erprobung wurde die Serienfertigung teilweise in Eigenregie und teilweise in Betrieben (robotron BWS Sömmerda, IFAM Ilmenau, VEB EAB Wismar, div.). Die Entwicklungen begannen Mitte der 80er Jahre. Kennzeichnend für diese Vernetzungstechnologie für Mikrorechner unterschiedlichster Leistungsklassen und industrielle Systeme ist die kostengünstige Hardware sowie die transparent strukturierte Software. Es stellt eine kostengünstige Alternative zu Systemen wie Rolanet dar und sollte vor allem im Bereich der rechnergestützten Fertigung sowie bei der Bürocomputervernetzung zum Einsatz kommen. Teure Geräte wie Drucker , Festplatten oder Plotter konnten so ohne großen Aufwand von einer ganzen Anzahl Mitarbeiter genutzt werden. Im SCOM-LAN waren desweiteren Dienste wie Filetransfer, Mailbox, Screen-Snapshot, Fernjob usw. Quellen zeugen davon, dass die SCOM-LAN Technologie seitens der Politik eher kritisch bewertet und unter der Hand gehalten wurde. Im Oktober 1988 äußerte sich einer der leitenden Entwickler gegenüber dem Ministerium für Hoch- und Fachschulwesen ziemlich betroffen darüber, dass das Ministerium SCOM-LAN als ungeeignet für die schulische Ausbildung und Forschung einstufte und den Entwicklern auch eine Mitarbeit bei anderen Vernetzungsprojekten der Universitäten und Hochschulen untereinander ausschloss. Allerdings stellte er fest, dass sich das System in Industriebetrieben und auf Gebieten der Prozessautomatisierung ausgesprochener Beliebtheit erfreute und im Gegensatz zu anderen Netzwerklösungen (z.B. Lotunet, Rolanet) verfügbar war.

Auszug aus der Begrüßungsrede zur 100. Fachtagung wissenschaftlicher Gerätebau der IHS am 24.04.1989:
"Stark engagiert haben wir uns bei lokalen Netzen, unser Erzeugnis SCOM-LAN ist bereits weit verbreitet. Wir bieten den Anschluss an dieses LAN für alle PCs der DDR-Produktion und in Kürze mit dem IFAM Ilmenau auch für XTs, dazu die Mittel für die Verkabelung mit Koax oder LWL. Dazu gibt es eine umfangreiche Anwendersoftware. SCOM-LAN ist recht weit verbreitet. Lösungen wie die Hoteldisposition im IH Stadt Berlin oder das Leitungsinformationssystem in Fischkombinat Rostock beweisen die Leistungsfähigkeit. Wir sind -leider- zum derzeit größten LAN-Hersteller der DDR geworden. Bedauerlich ist, dass Robotron an einigen Stellen Barrikaden gegen SCOM baut. Motto: Wir können nicht, aber ihr dürft nicht. Schade!
Für SCOM-LAN wollen wir einen ASIC schaffen, der die Lösung weiter vereinfacht."

Bis zur Wende waren diese Probleme offensichtlich nicht lösbar gewesen. So liest sich ein Schreiben vom 02.10.1989:
"Wir geraten mit unserer Arbeit zunehmend in Widersprüche mit wirtschaftsleitenden Stellen oder mit Kombinaten, eigentlich um so mehr, je weiter wir vorne sind.

Unser SCOM-LAN, das Netzwerk zur Verbindung von Rechnern, ist im Vergleich zu Spitzenerzeugnissen von IBM oder Novell nicht das allerbeste und allerschnellste, lässt sich aber, und das ist für uns derzeit wohl wesentlicher, in der DDR fertigen und damit im Gegensatz zu besseren Netzen auch nutzen.. Der Riesenbedarf, den wir leider nicht befriedigen können, beweist uns die Richtigkeit unserer Entwicklung. Es gibt bereits sehr viele Einsatzfälle mit hohem Nutzen. Wir sind -leider- der größte LAN-Hersteller der DDR. Das MEE leugnet aber mit Konstanz die Brauchbarkeit des SCOM-LAN und empfiehlt oder schreibt vor, es nicht zu nutzen. Wir merken das immer wieder aus der Reaktion verunsicherter Kunden. Obwohl ein Robotron-Betrieb, wenn auch in viel zu geringer Stückzahl, SCOM-Baugruppen fertigt, lehnt die Kombinatsleitung diese Lösung nach wie vor ab. Das hat z.B. zur Folge, dass es keinen Export in die UdSSR gibt, trotz großer Möglichkeiten. "

In einigen Betrieben der Deutschen Reichsbahn wurde SCOM-LAN eingesetzt und die benötigten Hardwarekomponenten selbst hergestellt.

Bis zum 16.03.1990 wurden 14 unterschiedliche SCOM-LAN-Baugruppen entwickelt und bereits 4.500 Stück an Anwender verkauft. Allerdings wurden die Arbeiten an SCOM-LAN Mitte 1990 eingestellt und, angepasst an die neue Zeit, andere Arbeitsschwerpunkte gesucht.

1989 waren für folgende Rechner Implementierungen erfolgt:

Hardware

Die Hardwareadapter (heute würde man Netzwerkkarte sagen) heißen NIU (Network interface Unit). Es wird ein SIO-Kanal und zwei CTC-Kanäle benötigt. Die Netzwerktopologie entspricht einem unidirektionalem Ring. Jeder Teilnehmer hat eine Sende- und eine Empfangsleitung, mit denen er mit seinen Nachbarn kommuniziert.

Schnittstellenparameter:
Topologie: unidirektionaler Ring mit aktivem Teilnehmeranschluss
Bruttotaktrate: 153,6 KBit/s
Maximale Teilnehmeranzahl: 100 Stationen
Übertragungsart: synchron, paketorientiert
Synchronisation: bitweise, flankengesteuert
Zugriff: Softwareseitig, CSMA-CD
Netzausdehnung: bis zu 1200m Gesamtlänge
Medium: Koaxialkabel, Twisted Pair Kabel, Glasfaserkabel (mit Umsetzern)
Sonstiges: Umgehung inaktiver Teilnehmer, kein wirkliche galvanische Trennung
Produktionszeitraum: Serienfertigung von SCOM-LAN Komponenten seit März 1987. Ende vermutlich 1990.
Verbindung zu anderen Netzwerken: 1988 entwickelte die Post der DDR eine SCOM-LAN Emulation auf Rolanet-1 Basis.

Es waren unterschiedliche Ausbaustufen der Hardware realisiert worden. Einfache Adapter in Form kleiner Kästen, die an die V.24-Schnittstelle eines beliebigen Rechners angeschlossen wurden und den Anschluss an das SCOM-LAN bereitstellten. Erweiterungskarten für bestehende Rechnersysteme - meist für den direkten Busanschluss und mit einer SIO und einer CTC drauf.

Intelligente NIU
Erweiterungskarten, welche zusätzlich mit einem Interfaceprozessor (UB880), RAM und ROM versehen sind. Diese Karten entlasten die ZVE des Hosts stark und können auch zu "SCOM-LAN-BOXEN" erweitert werden und so als eigenständiger Teilnehmer im Netzwerk auftreten und physisch ein unintelligentes Gerät anbinden (z.B. als Printserver oder Messwertsender).

LAN-BOX
ein eigenständiges Gerät, welches einem Rechner mit erweitertem NIOS und Schnittstellen entspricht. Heute würde man das als klassisches "embedded system" bezeichnen. Es wurden bereits mehrere Einsatzfälle umgesetzt und Firmware erarbeitet. Wir haben vier solcher Geräte aus unterschiedlichen Quellen. Eine genauere Analyse steht allerdings noch aus.

einfache NIU
Da das SCOM-LAN Interface nur einen SIO-Kanal belegt, wird häufig der zweite Kanal als für den Benutzer unabhängig von der SCOM-LAN Schnittstelle nutzbares IFSS oder V.24 Interface ausgeführt. Da der PC1715 ohne Hardwareänderungen nur eine Erweiterungskarte aufnehmen kann, würden sonst bei Einsatz der SCOM-NIU die seriellen Schnittstellen wegfallen.

einzelne Hardwarekomponenten


Die einfache EC1834 NIU
einfache EC1834 NIUeinfache EC1834 NIU

Die intelligente EC1834 NIU
intelligente EC1834 NIUintelligente EC1834 NIU (PROLAN Karte)
Hergestellt im Büromaschinenwerk Sömmerda. Übergabe der Fertigungsunterlagen durch die IHS Warnemüde im September 1988. Die Karte besitzt zwei Steckplätze für Firmware-ROMs, von denen einer auch mit batteriegepuffertem sRAM bestückt werden kann. Eine DMS (U858) kann optional bestückt werden und unterstützt die schnelle Datenübertragung. Der 3x29 EFS Steckverbinder in der Mitte führt alle wichtigen U880-Signale heraus und kann zusätzliche Karten aufnehmen (Adapter zu anderen Bussen, Grafikterminalsteuerung (82720), Floppycontroller (U8272). Damit ist neben dem Einsatz als aktiver Netzwerkadapter im 16-Bit PC EC1834 die Nutzung als autarkes Gerät (SCOM-LAN-BOX s.u.) möglich.

Die LWL-LINK-BOX
SCOM-LWL-BOXSCOM-LAN LWL Link Box
Hergestellt im VEB EAB Wismar, BT Kühlungsborn. Gerät realisiert die Umsetzung von SCOM-LAN auf Glasfaserleitung. LWL-seitig basierte die Box, die neben der MAU noch ein Netzteil enthielt, auf optischen Sender-/Empfängerbausteinen von der TH Ilmenau Sektion INTET. Senderbaustein OS4 und Empfängerbaustein OE6. Deutet man die Leiterkartenbeschriftung auf dem Foto aus der Feingerätetechnik 7/1989 richtig, steht dort "SCOM NPFS"

Scheinbar hat aber leider keines dieser Geräte bis heute überlebt.

Die SCOM-LAN-BOX
Die SCOM-LAN-BOXDie SCOM-LAN-BOX

Hergestellt ab Januar 1989. Die Box basiert auf einer modifizierten PROLAN-Karte zzgl. Gehäuse und Netzteil. Über unterschiedliche Zusatzsteckkarten ist ein Gateway für X.25-Datennetze, Feldbusse oder ein Printserver oder Netzwerkspeicher (Floppy-Disk) oder ein einfaches Bildschirmterminal mit Monitor und Tastatur bzw. ein Prozessdatenterminal realisierbar.
Die LAN-BOX besitzt ein eingebautes Netzteil und zwei Schnittstellen (15-pol D-SUB female):
X1 SCOM
(noch nicht funktional geprüft!)
PIN 9 RX-
PIN 12 RX+
PIN 14 TX-
PIN 15 TX+

X2 I/O
Diese Buchse kann je nach Ausführungsvariante IFSS oder V.24 sein. Hiermit ist die Anbindung eines Peripheriegerätes als Netzwerkressource möglich, ohne, dass ein ganzer Rechner dafür bereitgestellt werden muss. Eine solche Ressource kann ein Drucker, ein Plotter und mit der entsprechenden Firmware auf der LAN-BOX sogar ein Speichergerät (z.B. K5261) sein.

Netzwerk-Verbindungs-Rechner (NVR)
Dieses Gerät wurde ab Februar 1989 entwickelt. Es dient der Verbindung mehrerer SCOM-LAN Netzwerke sowie als Gateway in ein anderes Netzwerk. Ob letzteres wirklich noch realisiert wurde, oder nur geplant war, ist noch unklar. Scheinbar hat aber leider keines dieser Geräte bis heute überlebt.

Der NVR besteht aus Steckeinheiten des NANOS-Systems, die zusammen mit den Stromversorgungsbaugruppen in einem kleines EGS-Gehäuse untergebracht sind. Laut Unterlagen war das Gerät wie folgt bestückt:

An der NIU/IFSS war ein Drucker anschließbar. Hierzu mußte zusätzlich eine 256kB RAM-Floppy R1.1-03/2 installiert sein.
Durch folgende Karten sollte der NVR in seiner Funktionalität ausgebaut werden:

Aufgrund der Erfahrungen beim Einsatz von SCOM-LAN in einem Institut der IHS Rostock wurde festgestellt, daß es günstig sein kann, die Teilnehmerzahl pro Netzwerk auf max. 32 zu begrenzen und lieber mehrere Netzwerke zu verbinden. Dies sollte u.a. verhindern, daß blockierte Netzwerke alle Teilnehmer lahmlegen. In einer anderen beschriebenen Anwendung kamen in einem Textilbetrieb in Güstrow Kleincomputer Robotron Z9001 mit NANOS-NIU als Teilnehmerstationen für die Unterstützung der Büroarbeit zum Einsatz. Die Datenbank- und Druckserverdienste liefen auf einem Robotron A7150 mit Festplatte, an den ein K6314 angeschlossen war. Diese Netzwerklösung wurde offensichtlich nur auf einer Etage genutzt und später (vermutlich, wenn weitere Rechentechnik verfügbar war) ausgebaut werden. Der NVR sollte hier die Netzwerke der eizelnen Büroetagen miteinander verbinden.

PROUNI Karte
entspricht der PROLAN Karte, auf der statt der X2 Ansteuerung ein universell nutzbares Lötpunktfeld ausgeführt ist.

PROKOM Karte
entspricht der PROLAN Karte, auf der statt der X2 Ansteuerung ein kundenspezifisches Interface ausgeführt werden kann. Der Kunde übergibt dazu an die Fertigungsabteilung der IHS die Layoutdaten in Form eines CAD-Codes oder als Layout-Film.

PC-PRO Prozessstation 1
Basierend auf der PROLAN Karte bei der die Busansteuerung für den EC1834 Systembus nicht ausgeführt wurde, entstand dieses Produkt. Auf den Anschluss X4 (U880 Bus Erweiterung) wird eine 32 Bit breite I/O-Karte gesteckt (32 Eingänge, 32 Ausgänge). Das Gerät soll in der Industrie als abgesetzter Prozesssteuer- bzw. Datenerfassungsknoten eingesetzt werden. Bedingt durch die späte Entwicklung (Sommer/Herbst 1989), ist fraglich, ob diese Geräte über das Prototypenstadium hinauskamen. Gehäuse und Stromversorgung entsprechen denen der SCOM-LAN-BOX.
Der Einsatz dieser Kombination erfolgt:
- als alleinstehende Kleinststeuerung.
- als Prozessstation PS I im System PC-PRO.
Eine oder mehrere derartige Prozessstationen werden über das SCOM-LAN an einen PC angeschlossen, von dem aus sie auch programmiert werden können. Im Betrieb erfolgen Datenerfassung, -bearbeitung und -ausgabe durch die Prozessstation vor Ort. Mit dem PC erfolgt der Austausch "wichtiger" Meldungen, von Ergebnissen oder Zuständen, vom PC können Sollwerte oder Befehle empfangen werden. Auf dem Bildschirm des PCs ist jederzeit eine Prozessübersicht möglich.

- Einsatz als künstliches Kabel
Hierzu werden zwei Prozessstationen PS I über den SCOM-LAN-Kanal zusammengeschaltet. Die 32 Eingänge der einen Prozessstation werden ständig auf die 32 Ausgänge der anderen Prozessstation übertragen und umgekehrt. Dabei ist die galvanische Trennung gesichert. Grundsätzlich ist die Einbeziehung weiterer Prozessstationen möglich, so dass auch komplizierter Verschaltungen realisiert werden können.

- Einsatz als einfaches Bildschirmterminal
Durch Erweiterung mit einer GRADIS-Karte der IHS kann die SCOM-LAN-BOX zu einem alphanumerischem Bildschirmterminal mit Netzwerkanschluss ausgebaut werden. Die Tastatur wird über die modifizierte Schnittstelle X2 angeschlossen. Das Terminal besitzt das gleiche Gehäuse und Netzteil wie die SCOM-LAN-BOX. Floppy-Laufwerke werden bei dieser Variante nicht benötigt. Die Programme werden bei der Initialisierung über das SCOM-Netz geladen. Bei der Arbeit wird der interne RAM von bis zu 256KB als RAM-Floppy verwendet.

Weitere Entwicklungen, deren Realisierung durch die politische Wende 1990 abgebrochen wurden:
- FLOGRAF-Erweiterungskarte (U8272, U82720) - Ermöglicht den Aufbau eines einfachen 8-Bit SCP-Bürocomputers mit SCOM-LAN
- Aufrüstung des Speichers auf bis zu 512 kB
- Entwicklung einer Farbgrafikerweiterungskarte (Nutzung als Messwartenterminal mit Prozessschaubildern oder Grafikausgabegerät für nichtgrafikfähige Bürocomputer
- Entwicklung einer eigenständigen RAM-Floppy-Karte
- Entwicklung eines Harddisk-Controllers (Aufbau eines Harddisk-Netzwerkspeichers bzw. eines Datenbankservers ohne, dass man einen kompletten PC dafür benötigt.)
- 16-Bit Prozessorkarte (i8086/i8087)

PC-PRO Prozessstation 2
Im Gegensatz zur PS I ist diese Variante mit zwei CPUs U880 ausgerüstet und für weist eine wesentlich höhere Leistung auf. Auch sie kann durch Erweiterungskarten zur Prozessankopplung ausgebaut werden. Eine CPU kümmert sich um die SCOM-LAN Behandlung, während die andere die Datenverarbeitung vor Ort realisiert.

Die einfache SCOMLAN NIU vom Mansfeld Kombinat
einfache mansfeld niueinfache Mansfeld NIU

Die einfache NANOS SCOMLAN NIU
einfache nanos niueinfache NANOS NIU

Die einfache NANOS SCOMLAN NIU mit IFSS
einfache nanos niu mit IFSSeinfache NANOS NIU mit IFSS

Entwicklung und Serienfertigung: VEB DVZ Rostock Abt. EPMR. Im Gegensatz zur PC1715-NIU, welche vollständig interruptlos arbeitet und durch eine modifizierte Consol-Abfrage im SCP zyklisch abgefragt wird, nutzen die NANOS-Karten Interrupts. Für die Bereitstellung der Interruptvektoren sind die Karten mit einem PROM von TESLA ausgerüstet. Eine weiterer Unterschied zu den PC1715-NIUs ist die, auf den Karten aufgebaute Adressdekodierung. Damit ist der Einsatz dieser Karten wesentlich flexibler gestaltbar.

NANOS NIU Schaltplan
Schaltplan NANOS-NIU


SCOM-NIU-BOX 7150
A7150 SCOM-NIU-BOX A7150 SCOM-NIU-BOX offenSCOM-NIU-BOX 7150

Diese NIU-BOX dient dem Anschluss der 16-Bit Bürocomputer robotron A7100 und A7150 an das SCOM-LAN.

Schnittstelle X1 (rechts im Bild) 25-pol D-SUB male: V.24 vom A7150
PIN 2 TxD
PIN 3 RxD
PIN 4 RTS
PIN 15 DCE
PIN 17 RCA
PIN 20 DTR

Schnittstelle X2 (oben im Bild) 25-pol D-SUB male: Stromversorgung der NIU-BOX
PIN 7 GND
PIN 9 12p
PIN 11 5p

Schnittstelle X3 (unten im Bild) EFS-10 male: SCOM-LAN (Belegung siehe unten)

A7150 SCOM-NIU-BOX offenSCOM-NIU-BOX 7150 offen
A7150 SCOM-NIU-BOX Schaltplan
SCOM-NIU-BOX 7150 Schaltplan (ungeprüft)


PC1715 LANRAM Karte
Im Gegensatz zur einfachen NIU lastet diese Karte den Rechner weit weniger aus und besitzt zusätzliche Funktionalitäten. Scheinbar hat aber leider keines dieser Geräte bis heute überlebt.

Die einfache PC1715 NIU (Variante 1)
einfache PC1715 NIU 1einfache PC1715 NIU 1

Die einfache PC1715 NIU (Variante 2)
Aufbauend auf der Schaltung der Standard-Schnittstellenkarte 2xIFSS für den PC1715 (unten), wurde diese einfache 1715-NIU (eine von zwei Varianten) entwickelt.

einfache PC1715 NIUeinfache PC1715 NIU

Hergestellt im Büromaschinenwerk Sömmerda. Die Karte verfügt über eine SIO mit zwei Kanälen. Kanal A = SCOM-LAN, Kanal B = IFSS. Die Adressierung der Interfaceschaltkreise erfolgt auf dem Mainboard und wird über zwei CS-Signale analog der 2xIFSS-Karte auf dem Board genutzt (X1 B22 und B26). Weiterhin verfügt die Karte über zwei Relais, die einfach zwischen 12P und GND liegen und so den SCOM-LAN-Ring schließen, wenn der Rechner stromlos ist.

Auf der Karte befindet sich noch eine Takterzeugung, wie sie für diese Art von NIUs Standard zu sein scheint. Abgesehen von einer etwas modifizierten Teilerschaltung ist die gleiche Schaltung auch auf der SCOM-NIU "3.4408-01.17.00 LAN" vom Mansfeld-Kombinat und einer vom ZFK Rossendorf (verm. NANOS) zu finden. Der Quarz hat 9832 Hz, die durch 2 geteilt (1229 Hz) an C/TRG0 (Pin 23) der CTC gehen und durch 16 geteilt (614,5 Hz) an die SIO RxCA (Pin 13). Die IFSS-Schnittstelle entspricht genau der Schaltung auf der 2xIFSS Standard-Platine (siehe Schaltplan unten).

Anschlussbelegung des SCOM-LAN Interfaces (EFS10 bei den Relais)):
A1 - Sendeleitung + (im stromlosen Zustand auf B2 gebrückt)
B2 - Empfangsleitung +
A3 - not connected
B4 - Sendeleitung - (fest auf GND gelegt)
A5 - Empfangsleitung -

Verbindung der einzelnen Abonentenpunkte in einem Ringnetzwerk mit 3 Stationen:
Station 1 TX+ <----> Station 2 RX+ | Station 2 TX+ <----> Station 3 RX+ | Station 3 TX+ <----> Station 1 RX+
Station 1 TX- <----> Station 2 RX- | Station 2 TX- <----> Station 3 RX- | Station 3 TX- <----> Station 1 RX-

PC1715 2x IFSSPC1715 2x IFSS Erweiterung


1715 2x IFSS Schaltplan
Schaltplan 2x IFSS Erweiterung

Software

Das Basissteuersystem für SCOM-LAN heißt NIOS. Bei "unintelligenten" NIUs läuft es als Overlay im SCP, bei "intelligenten" NIUs liegt es im ROM des Interfaceprozessors (U880).

Applikationen:

LAN-TEST

Netzwerkzuverlässigkeit, NIU-Fehlersuche, Netzwerkstatistik


Programm LAN-TEST Dialog auf AP-01

Links das Testprogram LCTEST. Rechts das Testprogramm LAN-TEST. Funktional sind sie ähnlich. Recht läuft gerade ein Sende-Empfangstest auf dem Netzwerkring, vergleichbar dem Anpingen bei Ethernet.


LAN-INST

Generierung der Parameter-Files, Hardwareanpassung, Installation, Editieren


LAN-INST LAN-INST

Links der Startbildschirm. Recht die in Bearbeitung befindliche Datei PC-LAN.PAR


LC (LAN-CONSOLE)

Basissystem LC (maximale Teilnehmeranzahl: 32)


Programm LC

LCCALL

Nutzerdialog von LC mit Funktionsmodulen Dialog, Mailbox, Filetransfer, Snapshot


Programm LCCALL

Dialog auf AP-02 Dialog auf AP-01

Das Unterprogramm Dialog in Aktion. Am 22.03.2013 läuft erstmals seit gut 23 Jahren eine SCOM-LAN Verbindung. Links Rechner AP-02, welcher kurz zuvor vom rechten Rechner AP-01 eine Dialogaufforderung erhalten hat. Nach 10 Sekunden ohne Eingaben, trennt das Programm automatisch die Dialogverbindung.


PRS

Server, Printserver, Spooler, Unterstützung eines Druckers


Programm PC-PRS

PRS2

wie PRS aber Unterstützung von zwei Druckern, Prioritäten, erweiterte Kommandos




PRSGEN

Konfigurationsprogramm für PRS


Programm PRSGEN

DABANK

Server, Disk/Hard-Disk-Betrieb, Dateibank, gestaffeltes Zugriffregime, Password-Schutz


DABANK Grundmenü auf AP-02 SERVICE auf AP-01

Auf dem linken Rechner (Station 32) läuft der DABANK-Server, während der rechte Rechner (Station 01) unter Nutzung des Programms SERVICE darauf zugreift. SERVICE ist auch für PC-LAN nutzbar.


PCLAN

File-Transfer, div. Dienste, Fernjob-Ressource (CPU-Server im Netzwerk)




SERVICE

File-Transfer, div. Dienste


Programm SERVICE

N

Kommandozeilenorientierte LAN-Applikation (Filetransfer, Dialog, Mailbox, etc.). Dieses Programm wurde im IFAM auf NANOS-basiertem SCOM-LAN eingesetzt. Bisher ist nicht bekannt, wer es entwickelt hat.




LANCON

USER/USER-Dialog, Mailboxdienst (quasiparallel zum Anwenderprogramm)




EP

Mailbox (EP= elektronische Post), USER/SERVER-Dienste, Fern-Job-Steuerung, Floppy-, Hard-, und RAM-Disk Unterstützung




EX & UEK

elektronischer Kalender, Memo




SCOM-Toolbox

PASCAL 880/S Softwareunterstützung zur SCOM-Applikationsentwicklung




letzte Änderung: 11.01.2016 21:14